Rundwanderweg 5: "Rund um Schmerland" (5 km)

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Dieser Rundwanderweg ist der beliebteste und am meisten genutzte Spazierweg Krempes. Er führt - umrahmt von Baumreihen und der Schmerlander Wettern - durch die Feldflur des Nachbarorts Grevenkop.


Vom Rathaus aus gehen wir zur Breiten Straße. Gleich bei der "Königlich privilegierten Apotheke" von 1660 überqueren wir die Hauptstraße und biegen in das Gässchen neben der "Sozialstation" ein.

 

An der Post vorbei und in gerader Richtung über den Bürgermeister-Ruhe-Weg hinaus, gelangen wir in den Birkenweg. Von hier lohnt ein Blick zurück: Auf dem höher gelegenen Bgm.-Ruhe-Weg stand einst der nördliche Festungswall Krempes. Unser Standort liegt dagegen in der Niederung des ehemaligen Festungsgrabens, der bei der Schleifung der Festungsanlage um 1700 zugeschüttet worden ist.

Am Kindergarten biegen wir rechts ab und kommen zur Reichenbacher Straße, Von einer Rasenfläche umgeben liegt vor uns das kastenförmige Backsteingebäude, in dem die Verwaltung des Amtes Krempermarsch beheimatet ist.

 

Dahinter ragt der Turm der neugotischen Friedhofskapelle hervor. Diese war der Kirchengemeinde 1900 von John Ahsbahs geschenkt worden, der - in Grevenkop geboren - nach Amerika auswanderte und als Millionär zurückkehrte, um in Krempe seinen Lebensabend zu verbringen. Er schenkte der Kirche die Kapelle aus Dankbarkeit zu seinen Eltern und seiner Heimat.

Wir gehen die Reichenbacher Str. entlang bis zum Möhlenkamp. In diesen biegen wir ein. Nach ca. 100 Metern erreichen wir einen noch recht junges Baugebiet Krempes. Besonders hübsch sind die Holzhäuser anzusehen, die durch phantasievolle Formgebung und unterschiedliche Farbgestaltung ein abwechslungsreiches Straßenbild abgeben.

 

Der Möhlenkamp leitet zur Neuenbrooker Straße, auf der wir bis zur Schmerlander Mühle gehen. Diese alte Holländermühle ist heute nicht mehr in Betrieb. Ihre stolzen Flügel sind verlorengegangen und die Welle wurde ausgebaut, um in der Kollmarer Windmühle wieder ihren Dienst zu tun.

 

Schon 1512 wird eine Windmühle im Norden Krempes erwähnt. Sie war eine Bockmühle und stand etwas weiter stadteinwärts vor dem Neuenbrooker Stadttor - etwa in Höhe der Abzweigung des Möhlenkamp. Ein historischer Stich zeigt sie.

Vor der Mühle biegen wir rechts ab und spazieren neben der Schmerlander Wettern entlang, überqueren die Umgehungsstraße und treffen auf den Schmerlander Weg, dem wir bis kurz vor die Einmündung in die Landesstraße 119folgen.

 

Auf der rechten Seite begleitet die Schmerlander Wettern den Weg. Diese entwässert das links und rechts gelegene Land und fließt westwärts zur Stör.In der Mitte der Felder auf der linken Wegseite befindet sich die "Große Wettern". Sie zieht - tief eingeschnitten - durch die Feldmark und wird nur durch einige Busch- und Baumgruppen markiert. Gleichzeitig ist diese Wettern die Grenze zur Nachbargemeinde Neuenbrook.

Knorrige Kopfweiden, wie wir sie im ersten Drittel des Schmerlander Weges finden, prägten über viele Jahrhunderte die alte Marschlandschaft. Sie entstanden durch jahrzehntelangen Schnitt der jungen Weidentriebe, die man zum Korbflechten brauchte. Kopfweiden sind ein Lebensraum für zahlreiche Tierarten und durch Samenflug angesiedelte "Aufsitzer-Pflanzen" (Epiphyten). In den Höhlungen der Weidenköpfe nistet mitunter der Steinkauz. Mit dem Rückgang der Korbflechterei verschwanden die meisten Kopfweiden aus der Marsch.

 

Rechterhand liegt das jüngste Baugebiet Krempes, das Baugebiet "Bleicher Weg". Seine Straßen sind nach bedeutenden Persönlichkeiten Krempes benannt.

 

Besonders zu erwähnen ist hier Markus Jordanus, der ein bedeutender Kartograph seiner Zeit war und 1598 als Sohn der Stadt Bürgermeister Krempes wurde. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wurde das Rathaus erbaut.

 

Wo die geschlossene Reihung der Höfe beginnt (Haus Nr. 2), biegen wir über die "Dorfsbrücke" in einen Teerweg, das "Lehmstück"; er führt über die Umgehungsstraße zur Landstraße und war früher der Straßenverlauf zum Grevenkoper Riep und nach Krempe.

 

Wir überqueren die Landstraße L 119 und folgen dem Rad- und Fußweg nach Krempe. Dabei durchqueren wir den Ortsteil "Grevenkoper Riep".

 

Die Straße wird in Krempe zur "Straße vor dem Grevenkoper Tor" . Wir verlassen sie bei der Grund- und Hauptschule und gehen über den neuen und den alten Schulhof in Richtung Kirche. An dieser vorbei erreichen wir wieder den Marktplatz.

Exkurs:Die Besiedlung des Grevenkoper Koogs

Die schnurgerade Wegführung des Schmerlander Wegs ist das letzte Ende der einstigen "Grevenkoper strate", die von hier bis zur Steinburg reichte. Der historische Wegverlauf ist heute in der Landstraße 119 und - nach der Einmündung - in der L 112 aufgegangen.

 

Vermutlich im ausgehenden 12. Jhd. haben u.a. holländische Siedler diesen Teil der Kremper Marsch nach einem festen einheitlichen Plan eingedeicht und kultiviert . Sie begannen ihr Werk wohl am Geestvorsprung bei Steinburg.

 

Quellen über diese erste Zeit liegen nicht vor. - Grevenkop wird 1237 erstmals erwähnt; Krempe, dessen Nordteil in diesem Koog lag, 1234.

Die "Grevenkoper strate" bildete damals die Siedlungsachse, an der sich die Neusiedler niederließen. Sie endete an einem Schutzdeich, dessen Verlauf noch in den Straßen Hoher Weg und Neuenbrooker Straße erhalten ist. Auf der Nordseite der Straße legten sie ihre Höfe an.Jeder Neusiedler erhielt vermutlich eine Hufe Land in einer Größe von 24 Krempermarsch-Morgen (~ 25 ha). Diese Siedlungsform wird entsprechend "Marschhufendorf" genannt.

 

Links und rechts von jedem Hof wurde das Land in größter Regelmäßigkeit in lange schmale Stücke geteilt (3 Ruten breit), die durch langgezogene Gräben (Grübben) voneinander getrennt waren. Die Grübben führten das Niederschlagswasser senkrecht zur Wettern ab. Über die Wettern floss das Wasser in die Stör. - Auf einigen Weiden erkennt man noch die gewölbte Beet-Struktur der alten Entwässerung. Damals war die Marsch ein Eldorado für Wasservögel.

 

Der Ursprung der Namen

Grevenkop und Grevenkoper Riep sind Namen, die schon in mittelalterlichen Quellen genannt werden. Die Bezeichnung "Riep" stammt aus dem Holländischen und meint einen Nebenweg zur Besiedlungsachse. Die Endsilbe "-kop" kommt aus dem Niederdeutschen und heißt soviel wie "Kauf". "Greven" könnte für "Graf" stehen und auf die Schauenburger Grafen hindeuten, die die Eindeichung und Besiedlung der holsteinischen Elbmarschen veranlaßt und gefördert haben. Es könnte jedoch auch von dem Namen Greve (z.B. des Siedlungsunternehmers der Gründungszeit) abgeleitet worden sein.

 

"Schmerland" weist auf die schlechte Qualität des Bodens hin (= schmieren).