Rundwanderweg 3: "Rund um Krempe" (5 km)

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Dieser Spazierweg umrundet die kleinste Stadt Holsteins an ihrer Peripherie. Er ist sehr abwechslungsreich und erlaubt weite Ausblicke in die Marsch. Das charakteristische Turmpanorama Krempes läßt sich in verschiedenen Konstellationen betrachten.


Vom Rathaus aus führt der Weg links um die St.-Peter-Kirche herum. Einst lag hier der Friedhof der Stadt. Er wurde 1847 planiert und aufgegeben. Die Häuser "Am Kirchhof", Nr. 30 und Nr. 28, sind ehemalige Schulhäuser. Der Altbau von 1901 am Ende des alten Schulhofs (zwischen den beiden Gebäuden am Ende des alten Schulhofs zu sehen) dient heute noch Unterrichtszwecken.

 

Vor dem "Gasthaus zum Heiligen Kreuz" (einem ehemaligen Armenhaus) führt ein Fußweg in die städtische Parkanlage mit dem Mühlenberg und dem Burggraben. Diese sind Reste des Walls und Grabens der um 1700 geschleiften Kremper Festungsanlage.

Das Gebiet - soweit es außerhalb des Burggrabens liegt - hieß früher das "Ness" (= Schleife) und wurde nach Osten durch die Flussschleife der Kremper Au begrenzt. Es gehörte ursprünglich den Grafen von Holstein, die es der Stadt zur Nutzung überließen.
Nach dem Krieg war es noch Ackerland - heute konzentrieren sich hier Gebäude, die Krempe als Mittelpunktgemeinde der Kremper Marsch für Gemeinschaftsaufgaben bereithält: die Grund-, Haupt- und Realschule, die Stadthalle, die Mehrzweckhalle sowie zwei Sportplätze.

Vor dem Freibad biegen wir rechts zur Kremper Au ab. Der Weg verläuft über dem alten Flussbett der Au, das Ende der sechziger Jahre zugeschüttet wurde. An der Brücke überqueren wir die Stiftstraße und wandern auf der schmalen Deichkrone südlich um Krempe herum. Die Kremper Au fließt hier im Bett des sog. "Hohenfelder Umlaufkanals", der zur besseren Entwässerung des Hinterlandes 1875 künstlich angelegt wurde. Am Horizont erkennt man Süderau (Kirchturmspitze) und das Marschhufendorf Elskop, das sich Hof an Hof von Ost nach West erstreckt.

Der Verlauf der Eisenbahnlinie Hamburg - Westerland zwingt uns zu einem kleinen Umweg über die Westerstraße. Durch die Verlängerung der Marschenbahn bis Itzehoe (1857) erhielt Krempe einen Bahnanschluss. Dies führte zu einer gewissen wirtschaftlichen Wiederbelebung Krempes, da der Absatz der Agrarprodukte aus der Umgebung wesentlich erleichtert wurde.

Über die Bahnschienen gelangen wir in die Neue Straße. Die weiße "Villa Baroda" (1898) gehörte zur Kremper Lederfabrik, durch deren Errichtung um die Jahrhundertwende die Industrialisierung auch Krempe erreichte. Eigentümer waren die Gebrüder Henry und Harold Hallenstein. 1938 mußte die Familie Hallenstein (klick!) trotz ihres Engagements für Krempe aus ihrer Heimat fliehen, da sie jüdischer Herkunft war.


Den Söhnen Ernest und Rolf Hallenstein, die sich in Australien eine neue Existenz aufbauen konnten, verlieh die Stadt 1988 als späte Form der Wiedergutmachung und in Würdigung ihrer besonderen Verdienste die Ehrenbürgerschaft.


Die Fabrik wurde 1968 - 70 eingestellt und bald danach abgebrochen, da sie inzwischen völlig veraltet war.

 

Nach rechts folgen wir dem Borsflether Weg (Schwarzer Weg). Er ist auf einem historischen Deich angelegt, der die Stadt Krempe einst vor den Sturmfluten der Elbe und Stör schützte. Von dieser schönen Lindenallee aus kann man bis zum heutigen Stördeich schauen.

Über den Königsweg, der schon im 16. Jhd. erwähnt wird, gelangen wir zum Stadtgebiet zurück und wandern durch die Theodor-Storm-Straße bis zur Neuenbrooker Straße. Der Stahlbaubetrieb "Butzkies & Co" ist der größte Arbeitgeber in Krempe und einer der führenden Stahlbaubetriebe. Er stellte z.B. das Stahlgerüst für die Fußballstadien des 1. FC St.Pauli und des HSV her. Rechts hinter der Auffahrt (im Bau) zur Umgehungsstraße liegt die Schmerlander Mühle.


Schon im Jahre 1512 wurde eine windbetriebene Bockmühle im Norden vor Krempe erwähnt. Das Laufwerk der heutigen, ausgedienten Holländermühle wurde in die Kollmarer Windmühle eingebaut, das Windrad selbst ist verlorengegangen.

Wir folgen der Trasse der Umgehungsstraße (im Bau) nach Osten. Sie verläuft parallel zum Schmerlander Weg, der in seinem Anfangsteil von knorrigen Kopfweiden begleitet wird. Er gehörte ursprünglich zur "Grevenkoper Strate", an der sich der Nachbarort Grevenkop linienförmig bis zur Steinburg erstreckte. Nordwärts blickt man auf Neuenbrook, dessen geradlinige Reihung der Höfe den holländischen Gründungsplan (Marschhufendorf) verrät. Die neugotische Dorfkirche markiert den Mittelpunkt des langgestreckten Ortes.Im Hintergrund erhebt sich der baumbestandene Rücken der Münsterdorfer Geestinsel. Nordöstlich ragen die bis zu 100 Meter hohen Schornsteine der Lägerdorf-Rethwischer Zementfabrik (Alsen-Cement) empor.

Beim Lorenzweg biegen wir rechts in das neue Baugebiet ein und folgen diesem bis zum Bleicherweg. Unter verschiedenen Namen (Grüner Weg, Blekerweg) wird diese Straße, die einst bis zum Schmerlander Weg reichte, schon früh in historischen Quellen erwähnt. Er wurde früher an die Bleicher Krempes zum Bleichen von Wäsche verpachtet.

 

An seinem Ende treffen wir auf die Straße "Vor dem Grevenkoper Tor", über die wir am Friedhof (seit 1849) vorbei in die Stadt zurückkehren. Sie geht in die Breite Straße über.

Ein Augenmerk verdient das in Restauration befindliche Gebäude der "Königlich privilegierten Apotheke" von 1660 mit seiner schön geschnitzten Eingangstür.

Linkerhand gelangen wir durch die Reichenstraße zum Marktplatz zurück.