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Rundwanderweg 2: "Alte Festungsanlage" (2,5km)

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Dieser Rundwanderweg folgt dem Verlauf des Walls und des Burggrabens, die ehemals die Kremper Festung umgaben. Im folgenden Stadtplanausschnitt ist die Lage des ehemaligen Festungswalls mit grüner Doppellinie eingezeichnet.

 

Vom Marktplatz aus geht man rechts an der klassizistischen St-Peter-Kirche (1828-32) vorbei. Links neben dem ehem. "Gasthuß thom hylligen Crutz" (gestiftet: ~1350) führt ein Weg in den Stadtpark zum Burggraben und auf den Mühlenberg.

 

Der Mühlenberg ist ein Rest der ehemaligen Südost-Bastion der Kremper Festung. Er wurde nach der "Wallmühle" (einer Holländer-Windmühle) benannt, die dort 1779 errichtet worden ist. 1901 wurde diese abgebrochen und der Wasserturm gebaut, der von 1902 bis 1972 seinen Dienst tat.

Exkurs: Der Wasserturm auf dem Mühlenberg: Im Jahre 1901 begann die Stadt Krempe eine Wasserleitung zu bauen, die die Wasserversorgung aus der Kremper Au, dem Burggraben und dem "Bassin" beenden sollte. Der zugehörige Wasserturm wurde auf der höchsten Stelle Krempes errichtet, auf dem Mühlenberg. Im Gegensatz zum moorig braunen Naß aus der Au war das neue Trinkwasser glasklar und einwandfrei. Es wurde im neu geschaffenen Wasserwerk in Kremperheide aus dem Grundwasser der Geest entnommen. Für 50 DM erstand die Stadt den Turm, der heute unter Denkmalschutz steht.


Seit dem Jahre 2000 erfüllt er eine neue Aufgabe: statt mit Wasser versorgt er die Kremper Marsch mit Funkwellen zur Verstärkung des Mobilfunknetzes.

 

Blickt man vom Mühlenberg auf denBurggraben, erhält man einen Eindruck von der Mächtigkeit des Bollwerks. Im letzten Ausbauzustand war der Graben 25 m breit und der Wall 4,5 Meter hoch. Am Mahnmalvorüber steigen wir zum Ufer des Burggrabens hinab. Rechts führt der Weg zum Standort des "Elskoper Tors". Felssteine aus seinem Fundament, die man bei Straßenarbeiten fand, sind beim Wasserturm abgelegt.


Über die Stiftstraße gelangt man in den Philosophenweg, der schon in alter Zeit ein Weg war, auf dem man die Stadt umgehen konnte, ohne sie passieren zu müssen . . Ihn begleitet der "Katzenburggraben" - ein schmaler Grabenrest, der nach der Zuschüttung des Festungsgrabens für Entwässerungszwecke erhalten blieb.


Die auffällige Verschwenkung des Philosophenwegs um die ausgebuchtete Niederung verrät die Lage der Südbastion und des Burggrabens. Der Festungswall verlief über der heutigen Süderstraße (s. Stadtplan).


Danach gelangen wir auf den Deich des 1875 angelegten Hohenfelder Umlaufskanals, in dem die Kremper Au der Stör zufließt. Dieser Teil des Kanals liegt dort, wo einst der Burggraben sein Bett hatte.

 

Nach rechts bringt uns ein Pfad zur Westerstraße. Hier befand sich einst der westliche Wallabschnitt der Festung. In Höhe des "Schiffplatzes" (Parkplatz) stand das "Borsflether Tor", das neben dem Stadttor noch einen Durchlass für die Kremper Au hatte. Die Brücken vor den Stadttoren wurden in jeder Nacht aufgezogen.

 

Über die Breite Straße gehen wir in den Norderwall. Parallel zur Bahn macht unser Rundweg einen bogenförmigen Abstecher, der über den Fußweg Krempermarschwall zum Norderwall zurückführt.

 

Als die Festung auf Befehl des dänischen Königs "demolieret" werden sollte, war diese Aufgabe für die geschwächte Stadt zu groß. Deshalb mußten die Bauern der Kremper- und Wilstermarsch jeweils 50 Mann zur Unterstützung stellen. Als Lohn erhielten die Krempermarschbauern den östlichen Teil des gewonnenen Landes zugesprochen. Der Straßenname "Krempermarschwall" hat sich seitdem erhalten.

Über den Norderwall erreichen wir die Neuenbrooker Straße und den Bürgermeister-Ruhe-Weg. Bei der Kreuzung liegen noch alte Fundamentreste des "Neuenbrooker Tors" im Boden. Der Bürgermeister-Ruhe-Weg, der ehem. Wilstermarschwall, folgt dem alten Wallverlauf. Gegenüber der Post führt ein Stichweg (Wallstieg) hinab zum Birkenweg. Er leitet in die Niederung des aufgefüllten Burggrabens. Der Birkenweg markiert in etwa das frühere Ufer des Burggrabens.

 

Er führt am Friedhof vorbei, der ab l847 angelegt wurde, wovon die Inschrift im schmiedeeisernen Friedhofstor zeugt.

 

Östlich vom Friedhof lag die "Olde Stadt" (Altstadt), in der sich wohl die ersten Siedler niederließen. Von hier aus wurde vermutlich Krempe am Ufer der Kremper Au angelegt und entwickelt. Durch die mittelalterliche Befestigung der Stadt Krempe (nach 1333) mit einem "borchwall" und zwei "borchgraven" wurde dieser Stadtteil als Vorstadt abgetrennt.

 

Wir folgen stadteinwärts der Straße "Vor dem Grevenkoper Tor", die in die "Breite Straße" übergeht. Bei der Einmündung des Bgm.-Ruhe-Wegs stand das vierte Stadttor, das "Grevenkoper Tor". Sein schweres Eichenholztor wurde beim Abriß nach Bad Bramstedt (Schloss) gebracht, wo es noch heute zu sehen ist.

 

Hinter der "Königlich privilegierten Apotheke", der ehemaligen Festungsapotheke, führt der Weg durch die Reichenstraße zum Marktplatz zurück.


Exkurs:

Die Geschichte der Kremper Festung


Mittelalterliche Stadtbefestigung (nach 1333)

Im 14. Jhd. entwickelte sich das Bedürfnis nach höherem militärischem Schutz der Stadt vor Angreifern. Der Schauenburger Graf Johann Vl. erteilte 1333 die Erlaubnis, die Stadt mit Palisaden, Gräben und Toren zu schützen. Heute noch sichtbare Reste dieser ersten Burganlage, die aus 2 Burggräben und einem Wall bestand, gibt es nicht.

 

1. Bauperiode der Festung (1535 - 1560)

Zur besseren Sicherung der Marschen als Südgrenze seines Herrschaftsbereichs ordnete König Christian III. 1535 - zusätzlich zur bestehenden Steinburg - den Ausbau Krempes als Festung an und steckte selbst die Lage derselben ab. Der Bau gestaltete sich schwierig und erstreckte sich bis 1560. Der Wall maß 2 m in der Höhe. Die Sohle war 8 m breit und der Graben 25 m hiervon entfernt. Die 4 Stadttore wurden aus Ziegelsteinen errichtet; die Kremper Au wurde durch Schleusen vom Burggraben abgetrennt.1541 wurde als Schützengilde die Kremper Gilde gegründet.



2. Bauperiode der Festung (1579 - 1588)

Um Hamburgs Vormachtansprüchen auf der Elbe Widerstand entgegensetzen zu können, wurde die Festung in einer 2. Bauperiode verstärkt und modernisiert: Der Graben wurde um 8 m verbreitert, der Wall auf 3 m Höhe und 15 m Sohlbreite erweitert. Der Stich aus Braun-Hogenbergs Städtebuch (1588) zeigt den Ausbauzustand mit den verstärkten Rondellen.

3. Bauperiode der Festung (1595 - 1603)

Der außenpolitisch ambitionierte dänische König Christian IV. veranlaßte 1595 die Aufnahme einer dritten Bauperiode, in deren Verlauf der Festungsgraben auf 25 - 30 m Breite bei 3 m Tiefe ausgebaut wurde und der Festungswall eine Höhe von 4,5 m erreichte. Vorgezogene Bastionen und 2 Tor-Ravelins erlaubten jetzt, von der Seite her in die Phalanx der angreifenden Feinde zu schießen.

 

Das Ende der Festung

Die Festung erwies sich nicht als uneinnehmbar. Sie musste sich im 30-jährigen Krieg (1628) nach 7-monatiger Belagerung den Truppen Wallensteins ergeben. Seiner Wirtschaftskraft beraubt durch die Konkurrenz Glückstadts und durch die Verschlammung der Kremper Au, erholte sich die Stadt nicht mehr von den Kriegsschäden. Von 1696 bis 1706 wurde die Festung geschleift ("nunmehro völlig rasiret") bis auf den heute in einer Parkanlage aufgegangenen Rest des Burggrabens und des Festungswalls.