Rundgang 1: "Historischer Stadtkern" (1,5km)

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Dieser Rundweg folgt jenen Straßen, die schon in der Festungszeit den Stadtkern von Krempe bildeten.

 

Als die Kremper Marsch im ausgehenden 12. Jahrhundert nach niederländischem Siedlungsmuster erschlossen und urbar gemacht wurde, entwickelte sich Krempe rasch. 1234 wurde es erstmals urkundlich erwähnt und bereits 1239 Stadt ("oppidum") genannt. Über den Fluss Kremper Au mit der Stör und der Elbe verbunden, trieb die kleine Hafenstadt Handel bis in die Häfen Westeuropas. 19 Schiffe zählte seine Flotte zur Blütezeit im 16. Jahrhundert.

 

Betrachten Sie zuerst das historische Rathaus: Es ist das prächtigste Gebäude der Stadt. Es wurde im Jahre 1570 errichtet und gilt als eins der bedeutendsten Renaissance-Rathäuser im Lande. Seit der Restaurierung von 1987-91 erstrahlt es in neuer Pracht. Der Südgiebel des Rathauses ist als Schauseite dem Marktplatz zugewandt. Seine großformatigen Backsteine betonen die Würde des Baus, der noch heute Sitz der Stadtverwaltung ist. Die Fensteröffnungen werden von Formsteinen umrahmt. Glasmalereien aus der Kaiserzeit (1908) schmücken die bleiverglasten Fenster im Obergeschoß. Der achtseitige Dachreiter aus späterer Zeit mit geschwungener, spitz auslaufender Haube prägt weithin sichtbar die Silhouette der Stadt. Ursprünglich besaß das Rathaus einen für die frühe Renaissance typischen Stufengiebel, der bei der vereinfachenden Renovierung im Jahre 1784 oder früher begradigt worden ist.


Das Eingangsportal mit einer barock geschwungenen Tür stammt von 1784; daneben befindet sich eine breite Sitznische, die 1908 im Zuge der Restaurierung an die Stelle des ursprünglichen Eingangs zum Ratskeller gesetzt worden ist. Darüber ein Doppelwappenstein (Landesherrschaft und Stadt) und die Jahreszahl des Rathausbaus. Ein reiches Fachwerk mit fein profilierten Balken ziert das Obergeschoss der Seitenfronten. Die rückwärtige Giebelseite ist vollständig als Fachwerk mit Füllziegelmustern gemauert. Eng davor verlief die schiffbare (heute zugeschüttete) Kremper Au. Der Eisenhaken über dem Tor zur Ratsdiele trägt eine Seilrolle zur Entladung der Lastschiffe,deren Waren dort gelagert werden konnten.

 

Wenden Sie sich nun demMarktplatz zu:
Der gusseiserne Kandelaber aus dem Beginn dieses Jahrhunderts steht über dem verschlossenen, ehemals 30 m tiefen Marktbrunnen.

 

Haus Stiftstr. 1: Sehenswert sind die reich profilierten Schwellbalken auf der Dachtraufenseite des Hauses. Es stammt aus der Zeit des Rathausbaus im 16. Jhd. Besonders schöneVerzierungen des Gebälks finden sich an der südlichen Giebelseite. Daneben steht das Haus Am Markt 7ein ehemaliges Kornkaufmannshaus aus derselben Zeit - mit Krüppelwalmdach zum Markt, 5 Fensterachsen breit.


Das Haus Am Markt 10 hat eine schöne, barock geschwungene Haustür und war früher das Domizil des Kirchspielvogts.


Wir folgen dem Verlauf der Rathausstraße.


Das Pastorat, Rathausstraße Nr. 10, liegt etwas zurückgesetzt: ein guterhaltenes, hübsches Fachwerkhaus mit ebenfalls barock geschweifter Tür. Das Anwesen wurde schon 1449 von einem Marschbauern der Kirche gestiftet.


Gegenüber, in der kleinen Gasse zur Breiten Straße steht das alte Eisengeländer der vormaligen "Brücke bei Göttsch".


Hier floss einst die Kremper Au mitten durch Krempe und bildete die Lebensader der kleinen Handelsstadt, da auf ihr die Schiffe bis an die Speicher der Handelshäuser fahren konnten. Die Masten mussten bei der Passage der sechs Brücken umgeklappt werden.

Der "Königshaus", Rathausstr. 18 - ein langgestrecktes, äußerst schmales Fachwerktraufenhaus - wurde schon 1543 in Krempes altem Stadtbuch als "nye huß" erwähnt und ging 1558 in den Besitz von König Christian III. über. Hier soll er Quartier genommen haben, wenn er den Ausbau der Kremper Festung persönlich überwachte. Besonderes Augenmerk verdienen die handgestrichenen Backsteine, die im Fachwerk in verschiedenartigen Ziersetzungen angeordnet sind, die bleiverglasten Sprossenfenster und die schöne Barocktür.

 

Rathausstr. 34: Der hübsch geschnitzte, in den 1970er Jahren komplett erneuerte Schwellbalken trägt die Inschrift: "Erredde mi min God van alle mine Veinde, Beschütte mi vor den, de sick wedder mi setten. Beke Utermarkes. Peter Utermarkes. 1723 "Die "Hohe Brücke", gegenüber am Europaplatz, ist ebenfalls schon im "Stadboek" Krempes (angefangen 1488) verzeichnet; heute überspannt sie nur noch symbolisch die verrohrte Kremper Au.

Die Au zeigt sich erst hinter dem Schiffplatz (Parkplatz). Sein Name verrät, daß sich hier der Lösch- und Ladeplatz Krempes (1880 bis 1940) befand. Er war mit hölzernen Vorsetzen befestigt und bot im verbreiterten Aubett Flussschiffen sogar Gelegenheit zum Wenden.

 

Über die Schrägstraße führt der Weg zurück. Die einstigen schmalen Unterkünfte für die See- und Fahrensleute sind jetzt zu modernen Reihenhauswohnungen umgewandelt worden.


Die Breite Straße war schon im Mittelalter die Haupt- und Durchgangsstraße Krempes. Geschäfte sowie Handwerks- und Fuhrbetriebe reihten sich aneinander.

 

Im schmucken Haus Breite Straße Nr.51 wurde 1895 die Brauerei-Niederlassung Peter Hesse gegründet. Noch heute wird hier der traditionelle "Kremper Gildebittern" hergestellt und verkauft. Das Haus gegenüber, Breite Str. Nr.50, wurde am Ende des vergangenen Jahrhunderts als Altenteil eines Marschbauem errichtet. Sein villenartiges Gepräge zeugt vom damaligen Reichtum vieler Bauern der Kremper Marsch.

Die ehemalige "Königlich-Privilegierte Apotheke"gehört zu den historischen Schmuckstücken der Stadt, befindet sich jedoch zur Zeit in einer längeren Restaurierungsphase. Ihre Gründung (1660) geht auf eine Forderung des dänischen Königs Friedrich III. aus dem Jahre 1649 zurück. Das Haus jedoch ist älter. Langgezogen ist die Fachwerkfront im Obergeschoss der Traufenseite; die Haustür mit dem wulstigen, geschwungenen Gesimsbalken und den vegetabilen Schnitzmustern verrät deutlich einen Umbau des Gebäudes im späten 18. Jahrhundert.

Über dieBrücke am Kirchweg erreichen Sie den ehemaligen Kirchhof und umrunden die Kirche linkerhand. Das "Gasthaus zum heiligen Kreuz" wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts von dem Kremper Bürger Drewes van der Burk als "Armenhuß thom hylligen Crütz" gestiftet. Es wurde inzwischen mehrfach neu errichtet.

 

Schon 1237 wurde Krempe als Kirchort erwähnt. Der betont schlichte, spätklassizistische Bau der St.-Peter-Kirche wurde 1828 - 1832 von F.C. Heylmann nach Plänen des bekannten dänischen Klassizisten - Christian Frederik Hansen - erbaut. Durch den kuppelförmigen Abschluss, den eine Laterne krönt, erhält der Turm seinen besonderen Charakter. Im Gotteshaus befinden sich Modelle der Vorgängerkirchen.